
OTTO FROMMELT ANSTALT
LIECHTENSTEINMOBIL 1928 - 2016
DER GRÜNDER & ERSTE POSTAUTOUNTERNEHMER
IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN
OTTO FROMMELT (1905 - 1980)


Im Frühjahr 1929 erfuhr er zufällig, dass eine Postautoverbindung Sevelen - Vaduz - Triesenberg geschaffen werden sollte. Sofort setzte er sich damals auf sein Fahrrad und legte die Wegstrecke Sevelen - Triesenberg als Rekognoszierungsfahrt zurück, um abzuschätzen, ob er auf Grund der bestehenden Strassenverhältnisse und Risikofaktoren das Wagnis eines Konzessiongesuchs eingehen könnte.
Sein Entschluss stand fest und die Bewerbung gelang damals gegen 8 Kokurrenten. Am 13. Juni 1929 erteilte das eidg. Postdepartement in Bern die Bewilligung zur regelmässigen Beförderung von Personen und deren Gepäck mittels Kraftwagen auf der Strecke Sevelen - Vaduz - Triesenberg. Liechtensteins erster Postautounternehmer trat somit seinen ersten Dienst im Juni 1929 an.
Im Jahre 1933 löste Otto Frommelt frühere Konzessionäre mit monatlichen Abzahlungsverpflichtungen von CHF 300.-- über einige Jahre ab. Wieder war es seine Unternehmensinitiative dank der, 1933 der Triesenberger Kurs "Sücka - Steg - Malbun" über die schmale Schotterstrasse geschaffen wurde. Der Hochlandexpress war somit geboren und fuhr nun jeden Sommer mit den Passagieren in die wunderschöne Berglandschaft nach Malbun (1.600 ü.M.).
Otto Frommelt bot auch seine Dienste als Chauffeur an und war unter anderem immer wieder für das liechtensteinische Fürstenhaus tätig. Der unerhörte Aufstieg des Unternehmers und Verkehrspioniers hatte aber auch eine Schattenseite zur Folge: Im Jahr 1949 beschloss der liechtensteinische Landtag, den blühenden Privatbetrieb der Postautolinien in einen Staatsbetrieb umzuwandeln. Dank seiner zweiten Leidenschaft, dem Fotografieren, sind die Anfänge der Otto Frommelt AG sehr gut dokumentiert.
Otto Frommelt wurde am 12. Mai 1905 in Rankweil geboren und entwickelte früh eine Faszination für motorisierte Fahrzeuge. Bereits mit 18 Jahren gewann er das Vorarlberger Motorradrennen in Rankweil. Dies war auch der Augenblick, als das Autobusunternehmer-Ehepaar Barbisch auf den jungen Mann aufmerksam wurde und ihn als Buchhalter, Kassier und Chauffeur anstellte.
DIE NACHFOLGER
OTTOKAR FROMMELT (1928 - 1995)



In den 60er Jahren stieg Ottokar, der zweitälteste Sohn von Otto und Maria Frommelt, in das Unternehmen ein. Seine Leidenschaft galt den Postautos und Reisecars, weshalb er den Ausbau der Angebote besonders vorantrieb. Die mehrtägigen Reisen führten ihn oft und für die damaligen Verhältnisse weit über Liechtenstein hinaus. Unvergessen bleibt die Carreise nach Rom, auf der Ottokar die Mitglieder des Liechtensteiner Landtags nicht nur sicher nach Rom chauffierte, sondern auch ihnen die Sehenswürdigkeiten näher brachte. Der gelernte Automechaniker, ausgebildet im Saurer Werk in Arbon, verfügte über einen ausgezeichneten Orientierungssinn und führte seine Passagiere sein ganzes Berufsleben lang unfallfrei ans Ziel.
Ottokar Frommelt war es sehr wichtig, seine Fahrgäste komfortabel und vor allem sicher ans Ziel zu bringen. Deshalb legte er höchsten Wert auf die erstklassige Wartung seiner Busflotte und investierte kontinuierlich in die neusten technischen Entwicklungen.
Das Verhältnis zur Schweizerischen Post, als Konzessionär des Landes Liechtensteins, war stets sehr wertschätzend und partnerschaftlich. Er konnte sich als Unternehmer immer voll einbringen. Zum Beispiel hatte Ottokar die Idee, sich gegenüber seinen Schweizer Kollegen mit dem Design des TüTaTos abzuheben. So liess er kurzer Hand einen Streifen mit den liechtensteinischen Landesfarben auf die Postautos kleben. Fortan konnte man sofort die liechtensteinschen von den schweizerischen Postbussen unterscheiden. Am Staatsfeiertag führte Ottokar Frommelt auch die Beflaggung auf den Postautos ein - die bis heute jeden 15. August die Busse zieren.
Als liechtensteinischer Postautohalter war er verantwortlich für die Fahrplangestaltung, Busflottenerneuerung und -wartung, Personaleinstellung und Management, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, Billettverkauf und Abrechnungen mit der schweizerischen Post und Durchführung von Sonderfahrten.
MAGDALENA FROMMELT (1995 - 2016)

HEINZ RÜDISÜHLI , STV

Ottokar Frommelt blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1995 in der Otto Frommelt AG aktiv. Im gleichen Jahr wurde die Firma zu einer Anstalt umgewandelt. Von da an führte Ottokars Tochter Magdalena Frommelt die Geschäfte im Auftrag der Schweizerischen Post.
Der Verwaltungsrat des Familienunternehmens bestand aus Magdalena sowie ihren vier Geschwistern, Ottokars Witwe Marianne Frommelt agierte als Verwaltungsratspräsidentin. Die Otto Frommelt AG hatte zu diesem Zeitpunkt 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie einen Fahrzeugpark von 25 Bussen. Die Werte Innovation und Nachhaltigkeit spielten im Familienbetrieb weiterhin eine grosse Rolle. Als erstes Busunternehmen in der Schweiz und Liechtenstein erhielt die Otto Frommelt AG 1997 ein ISO 9001 und ISO 14001 Zertifikat. Diese Zertifikate bescheinigten dem Unternehmen, dass es die höchsten Standards in Bezug auf Qualitäts- und Umweltmanagement erfüllte.
Die Busflotte der Otto Frommelt Anstalt zählte in der Region zu den umweltfreundlichsten und technisch modernsten Postautos. Mit 50 hoch motivierten, engagierten und sehr kompeteten Buschauffeuren gelang es, Innovationsprozesse im Personen-Nahverkehr voranzutreiben und umzusetzen. Die sehr hohe Kundenzufriedenheit bescheinigte die Wertschätzung der Buschauffeure. Zum Ausdruck der Verbundenheit mit der liechtensteinischen Bevölkerung sowie deren Mobilität kreierte die Otto Frommelt Anstalt 1998 im Jubliäumsjahr den Slogan «Liechtensteinmobil», der seitdem auf allen Bussen zu sehen war und bis heute noch als LIEMobil verwendet wird.
Heinz Rüdisühli war bei der Otto Frommelt Anstalt Stellvertreter und Leiter des Personal- und Qualitätsmanagements. Er stand über 30 Jahre im Dienst der schweizerischen Post und Otto Frommelt Anstalt.